Menschen aus unserem Dorf

„La vie en rose“ mit der „Göttin“

Peter Egelkraut und seine DS 23 Pallas von 1973

Es ist ein bisschen wie in dem Liebes-Chanson von Edith Piaf, wenn Peter Egelkraut über seine „Göttin“ spricht. Die Welt erscheint für ihn wie durch die rosa Brille betrachtet, schwebt er mit seiner Citroen DS durch die Landschaft. Zunächst versinken die Passagiere in üppigen Knautschledersesseln. Der Innenraum gleicht einem weich ausgepolsterten ‚Se’pare’e. Dicke Teppiche bekleiden den Fußraum. Zündung an, den Lenkradschalthebel der 4-Gang Halbautomatik entschlossen nach links schubsen, dann startet die Maschine. Die Citroën DS hebt sich langsam  und graziös aus ihrer Ruheposition und löst sich damit für das Gefühl der Insassen komplett von der Straße. Mit zwei Fingern den Schalthebel nach hinten tupfen, dann schlürft die Hydraulik den ersten Gang hinein. Fuß vom harten Bremspilz nehmen. Dann fährt die Göttin nicht los - sie setzt sich erhaben in Bewegung und knickt bei jedem Beschleunigen ein gutes Stück mit dem Heck ein. Lenkung und Bremsverhalten sind gewöhnungsbedürftig. Die Citroën DS benötigt Finger- und dazu auch Fußspitzengefühl. Die Bremse, kein Pedal, eine Art Gummipilz, möchte gefühlvoll behandelt werden. Schon bei sanftesten Stupsern  löst der Hochdruckverzögerungsapparat eine Vollbremsung aus. 

Bremsen, Lenkung, Federung und Getriebe werden durch ein hydropneumatisches System mit einem Hochdruckkreislauf gesteuert. Egal, wie schwer die DS beladen wird, die Hydropneumatik hält das Fahrzeug stets auf dem gleichen Niveau, was bei Anhängerbetrieb sehr vorteilhaft ist. Dazu kann die Bodenfreiheit in der Höhe variiert werden.
Der butterweiche Cruiser vermittelt Fahrkultur auf höchstem Niveau.

Aus einem zeitgenössischen Werbetext: „…die DS tauchen auf wie Skalare mit großen wachen Augen oder wie Raumschiffe, die durch das All schweben. Wenn sie stehen, ähneln sie intelligenten Robotern.“

Wer anders als die italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida, zu der Zeit die angeblich schönste Frau auf dem Globus, hätte am 06. Oktober 1955 die neueste Kreation von Citroen auf dem Automobilsalon in Paris enthüllen können. Eine Sensation im Automobilbau betrat die Bühne und die Motorwelt stand Kopf. Die DS, la désse, französich = die Göttin, war die passende Bezeichnung für ein Auto wie von einem anderen Stern. Das futuristisch-innovative Karosseriedesign in Verbindung mit revolutionärer Technik versetzte Fachwelt und Käuferschaft in rauschhafte Bewunderung. Ein automobiles Kunstwerk, seiner Zeit weit voraus, wie aus einem Science-Fiction-Film, löste einen wahren Hype aus. Ein Mythos war geboren. Selbsttragendes Chassis mit abnehmbaren Karosserieteilen, die revolutionäre Hydropneumatik, verantwortlich für die Servolenkung, die mit Hochdruck bedienten Scheibenbremsen und natürlich die Federung, die eine extrem komfortable Straßenlage erlaubt. Ganz abgesehen von Design-Leckerbissen wie dem Einspeichenlenkrad oder den Dachtrompeten mit den hinteren Blinkern.  Dazu der Einsatz vom Werkstoff Aluminium für Motorhaube, Kofferraumklappe und Fahrwerkskomponenten. Das hatte die Welt noch nicht gesehen. Eine Ikone war geschaffen. Vive la diffe’rence !

45 Minuten nach Vorstellung lagen 745 Bestellungen für die DS vor, am Abend waren bereits 12.000 (!) Fahrzeuge geordert und am Ende des Salons hatte Citroen 80.000 „Göttinnen“ verkauft.

In den folgenden zwanzig Jahren gehörte die DS wie der Eiffelturm, das Baguette und der Beaujolais zum Charakter der gallischen Nation. In zahlreichen Filmen spielte das Kultauto eine Rolle; erinnert sei an Jean Marais alias Phantomas, der seine mit ausfahrbaren Flügeln versehene DS durch die Lüfte steuerte, und sogar Kommissar Schimanski preschte  mit einem D-Modell in die Tiefen der Duisburger Unterwelt.

 

Zwanzig Jahre lang bis 1975 wurde dieser Leuchtturm des Automobilbaus von Citroen produziert, neben der Limousine auch als Kombi (Break) und in geringer Stückzahl in einer Cabrio-Version.

Aber nach wie vor gilt:  Die Legende lebt, denn Göttinnen sind unsterblich !

 

Fahrzeugdaten:

Marke:      CITROEN

Modell:     DS 23 Pallas

Baujahr:    1973

Hubraum:  2.332 ccm

Leistung:        110 PS  /   81 kw

Tachostand:   45.800 km

Farbe:              Gold-Met.

Motorbauart:  4 Zyl./Reihe

Getriebe:          Halbautomatisches 4-Gang Getriebe

 

Note Gutachten:  Gut (2)

Gekauft Juni 2020

 

Instandsetzung Fachwerkstatt Paderborn:

  •  neuer Tank
  •  neue Reifen und Felgen
  •  alle Flüssigkeiten neu
  •  neue Batterie
  •  neue Auspuffanlage
  •  neuer Hauptdruckspeicher
  •  neue Kabel und Schläuche

Anschließend Abnahme und Zuteilung eines Historischen Kennzeichens.

 

Persönliches:

Es war reiner Zufall, dass Peter Egelkraut im Sommer 2020 beim Durchstöbern des Internets die DS 23 entdeckte und aus reiner Neugier einen Besichtigungstermin vereinbarte. Ganz in der Nähe in Holzminden stand das Fahrzeug bei einem privaten Sammler, der mehrere „Schätzchen“ in seiner Halle verwahrte. Die Göttin war seit 20 Jahren nicht mehr bewegt worden und hatte bis zur Wiederentdeckung ein unsichtbares Leben in einer Garage geführt.

Dass dieser Dornröschenschlaf nur zehn Kilometer von Peters Geburtsort in Thüringen stattgefunden hatte, war neben dem guten Karosseriezustand natürlich ebenfalls ein Kaufargument. Außerdem handelte es sich um die Pallas-Version, eine Art Luxus-Variante mit mehr Chrom, und gediegenerem Interieur. Zwei Jahrzehnte Stillstand bedeutete allerdings auch grundlegende Erneuerung der relevanten Technik. Drei Monate dauerte die von einer Fachfirma durchgeführte „Auffrischung“, bis der stolze Besitzer seinen großen Franzosen mit frischem H-Kennzeichen in Empfang nehmen konnte.

Für Peter Egelkraut schloss sich damit gewissermaßen ein Kreis; schon als Oberschüler fuhr er mit seiner 16 PS-Ente (Citroen 2 CV) durch Bielefeld, steuerte als Student seine DS 19 Pallas und machte ausgiebige Touren mit der D-Super 5, oft mit angehängtem Wohnwagen.

Wenn bei Fahrten in die winterlichen Alpen die Kollegen des Skiclubs Schneeketten montieren mussten, konnte Peter seine DS in der Höhe verstellen und elegant über die verschneiten Straßen gleiten.

Später war es das Nachfolgemodell der Göttin, der ebenfalls legendäre und avantgardistische Citroen CX in der Version Break als Benziner und als Diesel, die er über Jahre bewegte.

Sein größter Wunsch ist es, noch einmal die abenteuerliche Tour zu wiederholen, die er 1971 mit seinem 2 CV von Bielefeld nach Marseille, die Cote d‘ Azur entlang über Cannes, Nizza   und Monaco bis nach Venedig unternommen hat. Diesmal möchte er gleich zwei Göttinnen dabei haben: Seine DS 23 und seine Frau Ute.


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